Mittwoch, 29. März 2006

Oh mein Gott

wie ich weine.
Wie ich schnaube.
Wie ich dieses Alles zu Nichs malmen könnte.
Wie ich tobte.
Wie ich sang, malte, schrie, formte.
Oh mein Gott. Mein.
Oh mein Gott, wie gern ich lasse
von Dir, oh mein Gott.


theloveofitall (mp3, 3,725 KB)


Poems

. . .

Wieder einmal sind die Weichen schon gestellt
Der Weg schon beschritten
Wort nimmt Sein vorweg, hier rede ich :
Und ich spreche aus, was ist und was kommen
wird : Dies ist mein Lied und ich summe es
- tagein, tagaus - in den jungen Morgen.


danas

Painting "Kongo Jazz" by Danas Andriulionis,
mixed technics
Poems

Dienstag, 28. März 2006

Miroslav Kirin :: Du bist der Einzige


DU BIST DER EINZIGE dem jeder Tag
zerfällt und verschwindet.

Wäre dem so, denk einen Augenblick nach, niemand
sonst würde sich an einen leeren Tisch setzen und weinen.

Schau (sagt er): Hier gibt es nichts.
Für alles, was noch kommen wird, sollte man jetzt schon schlafen gehen.

Ich bin wirklich müde,
ohne jeglichen Grund
, sagt

dieser Portugiese.
(Und du fahre fort zu singen

von der anderen Seite, in Gesellschaft
der Lahmen und Stummen.)


JEDINI SI KOME svaki dan
propadne i nestane.

Da je barem tako, pomisli samo,
nitko drugi ne bi sjeo za ispražnjeni stol i zaplakao.

Vidi (kaže): Ovdje nema ničega.
Za sve što će doći već sada vrijedi otići spavati.

Spava mi se zaista,
bez objašnjenja
, kaže

taj Portugalac.
(A ti potom pjevaj

s one strane, u društvu
šepavih i mutavih.)

[Aus "Tantalon", Miroslav Kirin, 1998, Meander Verlag, Zagreb]


Übersetzungen

Schritte

Den neuen Lebensentwurf betreten,
herumlaufen wie in einer fremden, leeren
Wohnung, an Tapeten zupfen, sind die
Fenster auch dicht? Das Bad ist zu klein,
dafür passt die Aufteilung der Zimmer,
schon beginnt das Zottelmonster, virtuelle
Keller zu füllen. Durch den Lebensentwurf
schlendern wie durch einen Garten. Wir haben
keine Zeit dafür! sagst du. Aber es ist doch
nur ein Entwurf. Nicht? Schau! Schneeglöckchen!


Poems

Montag, 27. März 2006

Miroslav Kirin :: ....auch ohne dich


Gott denkt über mich nach und ißt mich.
(Tomaš Šalamun)


WIR BRÖCKELN auch ohne dich,
der du uns voller Neid ansiehst. Aus

dir fließt kein Schweiß und tropft
kein Blut. Durchsichtig bist du wie

unser Lächeln, das du uns gibst, die
abwesende Hoffnung zu ersetzen, damit

wir uns Freude vorstellen können, jedes
Mal, wenn wir vor Unglück zittern. Auch

du würdest gern leiden. Deine Hände sind
gar zu sauber, nicht wahr? Es wäre

schön, des Schlammes Weichheit zu kennen,
des Blutes Hitze, die Handflächen flutend und

hervorsprudelnd aus einem Loch in der
Stirn. Oder, sagen wir, du beginnst

einen Streit mit meiner Frau. Hättest du
eine Chance? Ich weiß, du bist wortreich aber

was ist der Inhalt deiner Worte wenn
jeder sie auf eine andere Weise

benutzt? Gib es zu, du würdest den Kampf mit
ihr verlieren. Sie würde schweigen und du

nicht wissen, welches Wort nehmen, sie aus
dem Schweigen zu treiben. Übarhaupt

hast du uns nie den Schmerz ausgetrieben,
noch immer sind wir in ihm, sitzen fest,

gehalten vom Vertrauen in dich, vermutlich im
Irrtum, wie immer, wann hat es denn je

geholfen? Tatsächlich bist du während all der Zeit dabei, die Welt
zu essen, kannst dich nicht überfressen an ihr. Vor allem jene,

die frisch sind, deren Lider nicht zufallen und die dir
die Zunge herausstrecken, deren Nase hoch ragt, bis

zum Himmel, wo sie dir die Fußsohlen kitzeln. Am Liebsten würdest
du sie zertreten, vollkommen zerquetschen. Auch dafür bist du zu faul.

Du kannst es ertragen. Hernach sagen: Ich erduldete, ich
litt, hier ist meine Wahrheit, die ich euch gewähre. Und

dann fällst du in Schweigen, denn Schweigen ist ein
Dogma, über das sich leicht streiten lässt.

Wenn in der Hitze des Gefechtes jemandes Bauch
aufgeschlitzt wird, sagt man: "Sie verloren den

Verstand". Dann streitet man über Sinn und Unsinn des
Verstandes, bis die Hälfte aller Teilnehmer vor Langeweile stirbt.

Man begräbt sie außerhalb des Friedhofes, wie. Du weißt, wen. Ohne
Zeremonie. Nur Trauergäste, gekleidet in

undurchsichtiges Schweigen. Mit zynischen Blumen
in den Rockaufschlägen. Pflastern auf Mund und

Beinen. Unebener Erde unter ihnen, dort sie dauernd
stolpern und verschwinden wie in

Argentinien. Wer zurückkehrt, wird grauenhaft zynisch,
denn er aß alle Blumen von den Rockaufschlägen seiner

verschwundenen Freunde. Die keine Freunde mehr
sind, denn sie schweigen, obschon sie verschwanden. Sie sind

nicht tot, dass sie nicht sprechen könnten! Sie sind verpflichtet,
zu sprechen, die Wahrheit zu sagen. Es gibt keine Entschuldigung

für ihr Schweigen außer jener, die du ihnen gibst.
Du bist großzügig wenn du Schweigen verschenkst.

Darüber könnt ihr frei verfügen, sagst du,
Worte sind ohnehin nicht für euch, ich bin ihr

einziger Schöpfer und Eigentümer. Ich bin niedergeschrieben
in euren Briefen und ich bin alles, wonach ihr verlangt.

In mir beginnt und vollendet sich eure Liebe. So
auch Eure Rede. Niemand sonst

wird je etwas sagen können, denn sie sind nicht ich.
Ich bin ihr, ein winziger Haufen Brocken ohne Anteil daran.

Ich bin die Lampe, die sich im Eis wiegt:
Ich erleuchte der Fische Liebe.



DROBIMO SE I bez tebe
koji nas gledaš, zavidan. Iz

tebe se ne cijedi znoj i ne
kapa krv. Proziran si poput

našeg osmijeha, kojeg nam
daješ, u nedostatku nade, da

si umišljamo užitak svaki put
kad se tresemo od nesreće. I

ti bi rado patio. Ruke su ti
odviše čiste, zar ne? Bilo bi

lijepo upoznati gnjecavost
blata, vrelinu krvi koja oblijeva

dlanove, suklja iz probušena
čela. Ili, recimo, da zapodjeneš

svađu sa mojom ženom? Tko zna
kako bi se izvukao? Rječitiji si, to

znam, ali što je sadržaj tvojih riječi
kada svatko njima raspolaže na

drugačiji način? Priznaj, izgubio bi
bitku s njom. Ona bi šutjela, a ti

ne bi znao koju od riječi da upotrijebiš
kako bi je izgnao iz te šutnje. Uostalom,

još nijednom nas nisi izgnao iz bola,
još uvijek smo unutra, ukliješteni,

jer nas drži vjera u tebe, vjerojatno smo
u zabludi, kao i obično, pa kad je

pomoglo? Zapravo, cijelo ovo vrijeme jedeš
svijet, ne možeš se zasititi. Posebno one koji

su svježi, kojima se kapci ne sklapaju i koji
ti plaze jezik, kojima nosevi strše visoko, do

neba, gdje ti škakljaju tabane. Najradije bi ih
zgazio, zgnječio poput. Lijen si i za to.

Možeš otrpjeti. Zatim reći: trpio sam, patio
sam, evo moje istine koju ću vam udijeliti. I

zatim zašutiš, jer je šutnja dokazana
dogma o kojoj se može uspješno sporiti.

Kada u žaru prepirke nekome raspore
trbuh, kaže se, “stvar je izmakla

razumu”. Zatim se spori o razumu, a pola
sudionika rasprave umre od dosade.

Pokopaju ih izvan groblja, kao. Znaš koga. Bez
ceremonija. S ožalošćenima odjevenim

u halje od neprozirne šutnje. Sa ciničnim
cvjetovima u zapučku. Flasterom na

ustima i nogama. Neravnom zemljom ispod
sebe o koju se stalno spotiču i nestaju kao

u Argentini. Tko se vrati, užasno je ciničan
jer je pojeo sve cvjetove iz zapučaka

svojih nestalih prijatelja. Koji pak nisu
prijatelji jer šute, iako su nestali. Pa nisu

mrtvi da ne mogu govoriti. Dakle, obvezni
su govoriti, izreći istinu. Nema isprike.

Osim možda one koju im ti daruješ.
Darežljiv si kad poklanjaš šutnju.

Njome možete slobodno raspolagati, kažeš,
riječi ionako nisu za vas, ja sam im

jedini tvorac i vlasnik. Ja sam zapisan u vašim
pismima i ja sam sve ono što priželjkujete.

U meni započinje i svršava vaša ljubav. U
započinje i svršava govor. Nitko drugi

više neće moći ništa reći jer nisu ja.
Ja sam vi, sitan drobež bez mog udjela.

Svjetiljka koja se njiše unutar leda
i obasjava ljubav riba.


[Aus "Tantalon", Miroslav Kirin, 1998, Meander Verlag, Zagreb]


Übersetzungen

Pflichtlektüre

Das seit Ewigkeiten vergriffene "Infopsychologie" von Timothy Leary wurde endlich neu aufgelegt. Unbedingt lesen!

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Sonntag, 26. März 2006

Miroslav Kirin :: Der Berührung Leser


DER BERÜHRUNG LESER wurde gefeuert.
Tatsächlich vergaß er seine eigene Sprache.

Denn da, wo es um Berührung ging,
windet sich jetzt unbarmherziger Druck,

python-artig, gleitet durch die Bettwäsche
und spricht stammelnd, würgt statt zu kosen.

Und des Körpers Sprecher wurde ebenfalls gefeuert.
Eigentlich hatte er nie wirklich einen Job.

Denn dort, wo es um den Körper ging,
flossen die Worte über,

kosend, statt zu würgen,
sprechend, statt zu berühren.



Kirin
Miroslav Kirin, geboren 1965 in Sisak, einer Industriestadt 70 km südöstlich von Zagreb, studierte Englisch und Literaturwissenschaft in Zagteb. Träger des Goran Preises für junge Autoren 1989; 2001 Literaturpreis der renomiertenTageszeitung Jutarnji List für seine autobiografische Prosa Album (Das Album). Auszüge aus dem Buch wurden im US-amerikanischen Journal Gowanus veröffentlicht. Kirin, dessen Lyrik für mich zu den ausdrücksstärksten Texten moderner kroatischer Literatur gehört, lebt in Zagreb. Er unterrichtet Englisch und ist angesehener Übersetzer zeitgenössischer Amerikanischer Literatur.


ČITAČ JE DODIRA ostao bez posla.
Zapravo, zaboravio je vlastiti jezik.

Jer tamo gdje se radilo o dodiru
sada se izvija nemilosrdni stisak,

poput onoga od udava, gmizi posteljom
i šušlja govoreći, daveći umjesto milujući.

I govornik je tijela ostao bez posla.
Zapravo, nikad ni nije bio zaposlen.

Jer tamo gdje se radilo o tijelu
bujale su riječi,

milujući umjesto da dave,
govoreći umjesto dodirujući.


Übersetzungen

Verhandlungen mit Romanfiguren VII

In Dubrovnik, der Perle, wars, da fühlten wir uns plötzlich heimisch. Dem Land das erste Mal zugehörig mit unseren Medusenwurzeln, die auf den Wellen reigen. Ich trank den Schatten Ragusas aus deiner Hand und dort, in der Mulde deines Handtellers, war meine Geschichte, gleich neben dem bleichen Versprechen einer goldenen Zukunft an weißen Küsten. Hier warst du an Land gekommen, hier wurde ich von den Wellen auf die Felsen gelegt und streifte Salz und Nixenwünsche ab, kroch unter die Zypressen und staunte die Beine an, dieses geteilte Geschenk der Erde, gänzlich von glatter Seele bedeckt, die beschlossen hatte, von jetzt an Haut zu sein; ein Fremdes, Schaumbeborenes in Gaias Reich.

Damals warst du noch nicht sprachlos. "Zehen", lachtest du, "schau nur, ich habe Zehen!" Dem blauen Schoss entkrochen wir, um niemals geboren zu werden, denn wir, wir waren die See. Warum wir in die Arme der Zeit flohen, weißt du es noch? Ich kann mich nicht entsinnen. Schnelle Schiffe mit roten Segeln fuhren uns entgegen aus einer achäischen Vergangenheit, die uns noch Zukunft war. Heute warte ich auf die Beltanefeuer, um dir zu sagen: Es war die Zeit, die uns verriet, uns ohne Geburtsrecht ließ, eingesponnen in den Fäden ihrer linearen Welt. Warte auf die Beltanefeuer, dich zu erinnern an die Ulmen.

. . .


yuleilei1

Samstag, 25. März 2006

Gesichtslos

Stigma: Ich dachte, sie hätten die Bibliothek(en) allesamt retten können...
cro-net: Nicht alle. Man erzählte es damals nur, um die serbische Armee zu täuschen. Tatsächlich sind zehntausende historischer Dokumente und Bücher unwiederbringlich verloren.
Stigma: Oh nein....
cro-net: Wussten Sie das denn nicht?
Stigma: Da können Sie mal sehen, so gut war die Propaganda, dass ich selbst dachte, die Bibliotheken wären zuvor geräumt worden.
cro-net: l@@k "Kurze Zeit nach der Loslösung Kroatiens von Jugoslawien stand die inzwischen unter dem Schutz der UNESCO stehende Stadt in den Jahren 1991-1992 unter serbischem Artilleriebeschuß. Dabei wurden wichtige Teile der Infrastruktur und etwa 80 Prozent der Dächer in der Altstadt beschädigt. Die Verluste am historischen Kulturgut lassen sich bis heute nicht genau beziffern. Besonders die Bibliotheken waren im Bürgerkrieg nicht nur in Dubrovnik ein bevorzugtes Ziel der Artillerie. Es war erklärte Absicht der serbischen Führung, bedeutsame kulturelle Dokumente in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens zu vernichten. Mit der Auslöschung des historischen Gedächtnisses sollte ein gesichts- und geschichtsloses Gebiet geschaffen werden, dem die Serben anschließend um so leichter eine neue nationale Identität überstülpen konnten. Allein in Dubrovnik wurden zehntausende historische Bücher, Handschriften und seltene Drucke vernichtet"
Stigma: ja, lese den Link grade
cro-net: wenn heute 1991 wäre....
Stigma: Was es nicht ist
cro-net: WENN 1991 wäre, was würden Sie tun?
Stigma: Ich weiß es nicht. Vielleicht bereit sein.


03-Ready-for-the-Storm (mp3, 3,942 KB)

Freitag, 24. März 2006

Verhandlungen mit Romanfiguren VI

Schau, nichts hängt mehr an Dir, denn Du selbst. Die Tage ziehen weiter gleich den Vögeln, mal nordwärts, dann wieder südwärts, in Wolken folgen ihnen die Monate und man mag glauben, die Jahre seien Gewitter, Hagel oder anderes größeres Geschehen. Mitnichten. Jahrzehnte gehen dahin wie ein Wimpernschlag und dann, an einem Frühjahrsmorgen, wachst Du auf und weißt nicht, wo nach ihnen suchen; so leise schlichen sie davon, in jedem Augenblick ein wenig, stet und unabwendlich, flüstern über die Ferne des Lakens blasse Erinnerungen.

"Die Vögel nahmen mich Stück für Stück mit, jedes Jahr ein bißchen. Jetzt haben sie mich über die ganze Erde verstreut!"
In der ausladenden Handbewegung verliert sie die Zigarettenasche, vereinzelt rieseln winzige Partikel in ihr Haar, landen auf der Ungewißheit fließender Strähnen, inmitten der Suche. Nach eben dem Ungewißen. Ständig sind wir auf der Suche. Wenn ich grade mal nicht, dann sucht sie. Oder Jasmina sucht - und weiß noch lange nicht, was eigentlich. Während wir es schon nicht mehr wissen. Vergessen haben, was wir zu finden hofften oder zu behüten suchten. Wo unser Kostbarstes denn wohnt. Oder was es überhaupt ist, ob es je existierte oder nur ein Traum war, aus dem wir uns einfach zu erwachen weigern.
Besser, ich sage das jetzt nicht. Besser, ich warte den Mai ab und die Beltanefeuer.

Hotel

Ma chambre a la forme d'une cage
le soleil passe son bras
par la fenêtre
mais moi qui veux fumer
pour faire des mirages
j'allume au feu du jour
ma cigarette
je ne veux pas travailler
je ne veux pas travailler.


[Massimo Ruffinengo. Heute vorgefunden in den Abwesenheitsmitteilungen des Messengers]

Dienstag, 21. März 2006

. . .

Mit gewaltigen Schritten rückt der Frühling nordwärts, seine Stiefel greifen mehr denn sieben Meilen. Märchenhaft, ja. Die Nebelkrähen sind fort, vorlaute Drosseln erobern die Kiefer zurück. Ein letzter schwarzer Vogel fliegt in Richtung der Wälder: Wieviel schöner das Frühjahr doch wäre ohne stetig zunehmendes Geplapper.

Montag, 20. März 2006

Verhandlungen mit Romanfiguren V

Was Dir fehlt, sind die Ulmen. Die Pinienwälder der Küste und ihr samtener Nachmittagsschatten über dem kargen Boden, die Platanen der kleinen Städte mit den umarmenden Rundbänken auf den sonnengebleichten Plätzen. Dir fehlt: Das frühmorgendliche, nackte Gleiten in kühle Adria, noch im Schatten der steilen Küstenfelsen, die Luft über dem Meer, bevor die Sonne sich über die Klippenwälle hebt. Und Schlaf. Schlaf auf den Kieselstränden. Damit Du wieder mit den Krebsen reden kannst.

Und Maulbeeren, rufe ich aus.
Maulbeeren?
Ja, Maulbeeren.

Zwölf war ich. Es war an einem sonnigen Mittag auf Cres und wir in den kleinen Ort hinabgestiegen, M., sanft in eine weiche Bucht geschmiegt, kleine Marktstände, zwei Maulesel liefen herum, sie liefen dort immer herum und ärgerten die Touristen, luchsten und sturten ihnen eben gekauftes Obst ab. Eine Wassermelone unter dem Arm erblickte ich plötzlich diese Bienen- und Wespenschwärme über den klebrigen Flecken, mit denen die Bank unter dem großen Baum über und über bedeckt war. Was ist das für ein Baum fragte ich einen der Einheimischen, er verkaufte Flaschentomaten, Wein und Knoblauch. Bist Du aus dem Norden? erwiderte er, leicht verdutzt. Nördlicher als Norden, antwortete ich und deutete auf meine Addidas-Latschen. Er nickte, verstand: Warte. Ließ mich verunsichert stehen mit der viel zu großen Wassermelone in der gleißenden Sonne. Einige Minuten später kehrte er mit einer Leiter zurück, lehnte sie an den Baum und kletterte empor. Hinab kam er mit fünf frisch gepflückten, kleinen Früchten, die er behutsam in meine Rechte gleiten ließ. Der dunkelrote Saft hinterließ violette Spuren, Tage später noch trug ich sie in der Handfläche. Im Mund dann die Offenbarung: Nie hatte ich köstlichere Süsse geschmeckt, die Schlange des Südens ringelte sich mir um die Knöchel, formte Sandalenbänder aus Sinnlichkeit und Stolz. In die Woge meiner aufsprudelnden Sinne sagte er: Es sind Maulbeeren, sie gedeihen hier überall. Schmecken sie Dir? Ich nickte wild. Da lachte er und stieg erneut auf die Leiter.

Die Schlange des Südens weiß nichts von Äpfeln. Sie sitzt auf Maulbeerbäumen und es sind Männer, die ganz hoch klettern für die süßesten Früchte. Beruhigend.


Gut, sehr gut. Maulbeeren! lacht Jolanda. Platanen fehlen Dir und Maulbeeren fehlen Dir erst recht.
Ja, seufze ich leise. Ja.
Dann schreibs hin, sagt sie und verschwindet mit ihrer Pfeife unter den Platanen.

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Über 600 Jahre alte Platanen im geliebten Trsteno, 28 Kilometer nördlich von Dubrovnik. Sie wurden, ob der schweren Kriegsschäden, von Jakel Grünbau im Jahre 2001 saniert, was nur mittels englischer Seilklettertechnik möglich war. Grünbau übernahm auch die Patenschaft für diese über 40 Meter hohen Giganten, die an der Basis einen Umfang von mehr als 12 m aufweisen. Solch fachkundige Patenschaft ist mir große Freude - von Herzen Dank nach Österreich.

Sonntag, 19. März 2006

Zagreb, Oberstadt, Antun Gustav Matoš :: für Bazi


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So manch Dichterseele teilt meine Vorliebe für diese Bank

matos2

matos


Und Kult ist sie auch...

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Wie es zu dieser kleinen Bildergalerie kam, erfahren Sie hier


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