Samstag, 21. Januar 2006

...



Wie unerfahren Worte doch sind # Sie zerschellen noch vor ihrem Klang # an der Stille # so lieblich ist das schlafende Gedicht # solange es noch # am Grunde meiner # harrt und träumt # von Zukünften # die Tastatur nicht ernst nimmt # noch die Nacht # das Papier verlacht # auf der Suche # nach einem unvollkommenen Herzen # dem es Siegel geben # und wässern kann in Rot # schweigend sich betten # in ausgeatmete Sekunden # die nie in Zeit geschritten



Stigmata


0011

Sekt und Marmorkuchen

Bei eben diesen im Messenger kam dies mit > parallalie zustande:

moment : leucht auf ich durch / unsäglich (silbentreu) : unsagbar
am maß aller dinge : sagt es sich : unsagbar : ich
am unmaß der dinge : sich unsagbar : das ich
maßlos : das sein : davor ein ich
unermesslich : licht sein : sag es
unmengen lichts : dir fatal
das augenlicht : am grenzenlosen : sein : verhüllt
schleier dem du : was du hüllen : vertan
und namenlos : jetzt schleier : und ich
noch enthüllen : schleier : was verborgen
im unmaß : in dingen : ans licht
und blenden : ihm : was licht : ihm gebar
ihn : der nicht weiß : vom ich
so ich : noch weiß : im schneelicht
.


[Sie dürfen raten wer was schrieb - oder es einfach genießen. Oder beides]


Poems

Ritter


Auch Parcival wurde erst zum Mann, als er Kundry erlösen konnte.*
D i e s ist die Sehnsucht in unseren mondgeborenen Frauenseelen.



[*vollbracht durch die Vereinigung der Lanze mit dem Gral]

Erinnert via >>>>>>>>>


1107691812_ludwig_kundry

Freitag, 20. Januar 2006

. . . (15)

Ach nein geh mir weg mit Verbrüderungen
Deine platonische Klinge an meiner Rippe
aus der Du eine neue Eva schneiden willst
- nur Liebe und Krieg sind Geschwister -
mitten auf dem Gang, blassblauen Marmor unter
Deinen Füssen, kein Mensch sah je diese Farbe
so kühl, so fern, in Winterschösse entrückt
damit Du ungeboren bleiben kannst auf immer


[Aus dem Tagebuch des "klammheimlichen Liebhabers"]

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Arbeitsnotate

. . . (11)

Nachts, im Verborgenen, in der plötzlich warmen Dunkelheit ihres Zimmers, streichelte er seine geheime Zärtlichkeit in ihre Haut, während sie schlief und nichts von ihrer geheimen Intimität wusste.


Arbeitsnotate

Donnerstag, 19. Januar 2006

Schwarze Löcher

Ein Sechsjähriger fragte gestern seinen Papa, was passieren würde, wenn zwei Schwarze Löcher aufeinanderträfen. Schluckte das eine das andere?
Wir Laien diskutierten es dann: Würden sich zwei Quantensingularitäten, die in gewisser Weise ja zwei eigenständige Universen darstellen, gegenseitig überhaupt bemerken - oder würden sie einfach aneinander vorbeiziehen, sich vielleicht streifend oder durchdringend, ohne dass etwas Besonderes geschähe? Oder würden sie sich vereinen zu einem noch größeren Schwarzen Loch? Oder würde eine der Singularitäten tatsächlich die andere sozusagen "verschlucken" und wenn ja, müsste sie in dem Falle nicht grösser sein und um welchen Faktor? Bspw: Würde ein supradimensionales Schwarzes Loch nicht eine kleinere Singularität sozusagen aufsaugen?

Tja, wir wissen es nicht - aber vielleicht streift hier ein (Astro-)Physiker herum oder sonst jemand, der es weiß. Denn mittlerweile wüsste ich die Antwort auch gern.
Alle Anderen dürfen selbstverständlich mitspekulieren.

Literarisch tränken sie einander bis zur Neige. Aber ausnahmsweise geht es mal nicht darum.


Black-20Hole

Abschluss

Worst case Szenario: Wie räume ich über 100 qm in zwei Tagen - und noch nichts ist eingepackt.... Und wohin wird es dann gehen?

Ohne Hilfe nicht zu schaffen. Zeitdruck verspannt den Nacken, Existenz zeigt ihre Zähne.


Der Löwenanteil-Helfer vor dem Startschuss (das Bett wurde schon ins WoZi verfrachtet):

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Das Schlafzimmer einen Tag später:

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Wohnzimmer am Abend des zweiten Tages, trotz wenig Schlaf ging es zügig:

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Packen, packen, packen... koordinieren. Was wohin, zu wem und überhaupt...

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Der Rest der Küche am Abend des zweiten Tages:

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Wonungstür. Kartons, Kartons, Kartons..

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Das ruhmreiche Leben der Literaten:

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Ein Helfer (der Bruder) am späten Nachmittag des zweiten Tages:

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Vier Uhr morgens des dritten Tages

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Und er ist immer noch da

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obwohl er binnen drei Tagen kaum geschlafen und zusätzlich noch in einem anderen Bundesland gearbeitet hat. Eine halbe Stunde später fuhr er mich, die fix und fertig war und schon im Auto einschlief, in seine Wohnung (nochmal 260 km) - um hernach wieder arbeiten zu fahren. Titanenkondition.


Was bleibt:
Staunen: Und es geht doch. Ein Helfer reiste sogar aus BAYERN mit einem Wochenendticket an, nur um beim Kartonschleppen zu helfen. Fast alles konnte bei Familie, Freunden und Bekannten eingelagert werden - auch das hielt ich zuvor für utopisch. Die Freunde waren da und haben das Unmögliche ermöglicht, worin sich das Wesentliche so klar und tief zeigte, dass ich immer noch sprachlos bin.
Und: So schön hohe, alte Holztüren auch sein mögen: Ziehen Sie nie in eine Wohnung, in der die Heizungsrohre über Putz liegen.

P.S.: Ach ja - und trauen Sie keinem Vermieter, der Ihnen bis zuletzt vorgaukelt, sich gütlich einigen zu wollen, um Ihnen dann mitzuteilen, dass er Sie in drei Tagen räumt, so Sie nicht weg sind.

Samstag, 14. Januar 2006

Ein Traum wird wahr,

schält sich keck aus einem Albtraum und duftet nach Frühling, zeigt mir ein Bild, eine Vision für die kommende Woche:
Aus dem Zug steigen - und in ein neues Leben treten.

Freitag, 13. Januar 2006

. . .

Und im Halt halte ich
und sehe mich um:
Haut


Poems

Netzach

Dort hatte Gott sie geschlagen, das Spiel für sich entschieden, dort in der Wüste zwischen Hitze, Durst und trockenen Tränen. Als die Welt zusammenbrach, das Auge nur noch Sand sah, Sand war; als sogar das Leben nur ein Siegelring des Todes wurde, ihre Lippen schon an diesem Finger, ein kurzes Sengen, dann Asche und dann: Dunkelheit. Schlafen. Die Zähne des Schakals spüren und schlafen für immer. Schlafen.
Da hatte Gott ihr einen Engel geschickt in Menschengestalt, einen Verirrten in der Wüste, hatte der Finsternis die Lider mit Sinn bemalt, den helläugigen Joker seines Blattes ausgespielt, hatte sie aufgerissen wie eine Milchtüte und den Einsatz verdoppelt, den letzten Stich gemacht. Und gewonnen.


Ulmenjahr

[Bild aus dem Kurzfilm "Durst" von Leo Khasin]


durst

Die Dominanz des Krieges

Erstaunlich, was ein Blick in die Verweise und Zugriffsstatistiken so zutage fördert. Das über die Suchmaschinen am Häufigsten aufgerufene Bild auf meiner Page ist dieses:

dscn0584

das ich letzten Sommer auf dem Blog einstellte (seitdem tagtäglich über zwanzig Zugriffe auf das Bild, oft weitaus mehr!) - und der Text mit den meisten Zugriffen ist der zu Gotovina.
Ernüchternder Morgen.

Donnerstag, 12. Januar 2006

Nux

"Sie werden Dich lynchen, so oder so. Nicht mehr öffentlich, so wie das früher mal ging, heute machen sie es anders". Die Nuss knackte in Jolandas Hand, sie legte die Nusszange auf den Tisch. "Weil Du nicht mittust bei ihrem Spiel und sie wissen es. Das ist wie Aussatz oder wie ein Geruch, der Dir anhaftet. Wenn Du unter ihnen leben willst, musst Du riechen wie sie und nicht auffallen wie eine Pommeranze".
"Das kann ich nicht", erwiderte Ysaj, von Jolandas Ton gereizt, "selbst wenn ich es wollte könnte ich es nicht". Weil deine Haut es zurückwirft wie ein Spiegel, in dem sie sich selbst erblicken. Die Ebenen und ihr Ameisenvolk.
"Ich bin nicht wie Du, so verwurzelt, ja für Dich ist alles einfach, wo es für mich schwer ist. Aber oben, auf dem Berg, da war es für mich einfach und für Dich nicht!"
"Du bist ein Vögelchen und sie werden Dich lynchen deshalb. Langsam. Mit den Jahren werden sie Dich aushöhlen und mit Einsamkeit ersäufen, wenn Du es nicht lernst".

Ysaj schwieg. Sie wusste nicht, ob Jolanda verstand; wie so häufig in letzter Zeit war sie sich nicht sicher, ob Jolanda nicht verstehen wollte. Es ging nicht mehr um ihre alten Kämpfe, um den Trotz ihrer jungen Jahre oder ein Annehmen oder Verweigern von Jolandas Wissen. Es war etwas anderes. Um Vögel. Die fliegen, weil es ihrer Natur entspricht, das zu tun. Um Schwingen.
"Ich kann nicht sein, was ich nicht bin", seufzte sie.
"Hörst Du mir nicht zu? Meinst Du ich sage das alles nur zum Spass? Nur unnütze Tränen bringt das, aber nein. Stur wie ein Maulesel!"
Da waren sie. Der Ton und der Zeitpunkt, jetzt würde Ysaj explodieren, hier waren ihre Schützengräben und genau hier lagen ihrer beider Tränen und Kämpfe wie gläsernes Kinderspielzeug herum, bedeckten die schwarze, kahle Erde.

"Heute nicht, Jolanda. Und wieso überhaupt tust Du so, als wäre die Sache mit dem Lynchen etwas Neues? Also ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich habe schon so oft gebrannt, da macht ein Mal mehr wirklich keinen Kohl fett".
Die Nuss fiel mit hellem, hartem Aufschlag auf die Fliesen, rollte unter den Tisch. Ysaj sah ihr nach, dann wandte sie den Kopf und blickte Jolanda an, um unmittelbar darauf in schallendes Gelächter auszubrechen.
"Ein Schenkelklopfer!" rief sie.
"Was ist denn, was lachst Du?"
"Dir blieb grade der Mund offen stehen".
"Mir? Bestimmt nicht!"



Nachtrag: Das hier ist richtig schlecht.
Sogar nahezu dilettantisch. Vollkommen unbrauchbar. Warum hat das niemand gepostet? Ich bitte Sie - dieses Fragment ist so grausig, dass es mir nun, bei späterem Lesen, schon fast Magenschmerzen verursacht. Es wird vollkommen aus dem Skript gestrichen.

Ulmenjahr

Probe

"Wie wäre es, die Hoffnungen zu tauschen, nur für einen Tag?
Wir tauschen sie hier und jetzt und leben sie für diese vierundzwanzig Stunden.
Morgen treffen wir uns wieder und werden wissen, ob sie Sinn haben, dann haben wir die Probe gemacht".


Arbeitsnotate

Mittwoch, 11. Januar 2006

Noch mehr Sylphenflüstern

Die Zeit vergeht, so sagt man.
Doch wir sind es, die vergehen, an Wandlung oder Stillstand gleichermaßen.
Nichts Neues ist unter der Sonne, nichts Altes weilt auf Erden.


[Sopran im Januarwind]

Arbeitsnotate

Montag, 9. Januar 2006

Loa

Ich breche die Sekundenzeiger, ihre Schwere ist mir unerträglich. Die Minutenzeiger tanzen den Reigen mit dem Später hinter der Biegung, schon vom Nebel verwischt, der in die Häuser kriecht. In Stundenzeigerintervallen will ich atmen und selbst das: kaum zu ertragen. Mir erschien es wie ein Augenblick, nun sagen sie, zehn Jahre seien vergangen, die ich nicht auffinden kann. Gestohlen von spitzen Fingern eines Diebes, der in meinen Lungen haust inmitten einer Klaviatur aus geballter Zeit, vom Spiegel zurückgeworfen, tatsächlich: Zehn Jahre. Spuren.
Morgen werde ich die Mondsichel auf die Zunge legen und auf solchem Amboß ein neues Weib in diese Haut treiben, die ich die meine nenne; einen neuen Geist, genährt von Wind, unter die Nägel gehetzt vom letzten Ausatemen der Ansammlung, welche Ich genannt wird - und ohne dass es anfänglich irgendjemand bemerkt, wird eine andere Person ihnen von diesen Lippen sprechen, sie anders sehen durch gleiche Augen, eine andere Frau wird sie berühren, die gleiche Luft atmend. Diese Frau wird Eßbesteck formen aus Sekundenzeigern und einen Sturm aus Minuten.
Sie, die dann ich ist.


[Noch mehr Sylphentext]


Arbeitsnotate

Tinnitus

"Man sagt, es sind die Geister, die demjenigen, der nicht spricht, ins Ohr flüstern. Das passiert aber nur dann, wenn man schweigt, wo das Sprechen der Seele Atem gäbe und das Schweigen es ihr nimmt".


[flüsterne Sylphen am Hang, an einer steilen Anhöhe: das Bild]


Arbeitsnotate
nur-ohr-karte

Mittwoch, 4. Januar 2006

Salamander.

Ysaj sah ihn. Er war nur aus den Augenwinkeln zu erkennen, sobald man dirket hinschaute, erfasste das Auge nur Steine, die verwilderte Hecke und den weichen Schatten der Zedern und Zypressen. Aber Ysaj sah ihn. Er war groß, ungewöhnlich groß für diesen Ort am Meer, so groß hätte sie ihn in der Wüste erwartet oder an Orten, die von der Sonne versengt. Sie rutschte tiefer in ihre Hängematte und versuchte, auf ihr Buch zu blicken, während sie ihn im Augenwinkel beobachtete, versuchte unbeteiligt und belanglos zu wirken, ganz so, als würde sie gleich über ihrer Lektüre eindösen.
Er blieb stehen und wandte dann ruckartig den Kopf, ragte in Manneshöhe über den Büschen auf, sie sah die farbige Zeichnung seiner reptilienartigen Haut, die roten, gewundenen Widderhörner, die im Nacken zusammeliefen und nahezu in der gewaltigen Wirbelsäule verschwanden, seine schwarzen Nüstern, die gelben Augen. In der Mittagshitze flirrte sein Atem, der über die Hecke stub, als er sie fixierte. Sie hangelte sich an den Buchstaben entlang, bemüht, nicht den Kopf zu wenden und fast wäre sie dabei tatsächlich eingeschlafen, die Siesta-Müdigkeit kam schlagartig über sie und sie fühlte sich träge und faul, bis ihr klar wurde, dass er es war. Er wollte sicher gehen, wollte sie in den Schlaf hinüberschicken, sie in das Organza eines Traumes hüllen, damit sie diesen Augenblick vergaß, ihn später für einen Traum hielt.
"Ash", flüsterte sie und hob die Lider über den Buchrand, blickte stur gradeaus, gerade so, dass sie die Gestalt noch im Augenwinkel wahrnehmen konnte. Ein kurzes, intensives Zischen, dann glitt er davon, die erleichterte Hecke hinter sich lassend.

"Sie können es nicht leiden, wenn man sie sieht", meinte Jolanda am Abend.
"Warum nicht?" wollte sie wissen.
"Weil man den Menschen nicht mehr trauen kann. Es ist besser, Du erzählst niemandem davon. Es glaubt Dir sowieso keiner. Feuergeister am hellichten Tag und so. Du weißt schon".
"Was macht er hier, Jolanda?"
"Na was wohl?"
"Er wirkte ... wütend".
"Vielleicht verschafft sich wieder jemand Bauland auf die illegale Art", Jolanda zuckte die Schultern.

Am Abend brannte der Wald, einer der häufigen Sommerbrände. Niemand kam zu Schaden, nur einige Häuser am oberen Hügel wurden vorsichtshalber geräumt. Falls der Wind drehen würde.


Ulmenjahr

Taktische Züge

Er: das war ja immer schon so wenn der autor frueh starb wurde er gelesen. oder anderweitig mit etwas schwerem behaftet. posthum lobt man hoch. schnitzer werden da verziehen die einem lebebenden autor die karriere kosten.

Sie: Vielleicht, weil die Toten nicht widersprechen können. Es ist auch eine Art Vereinnahmung der Person des Schriftstellers. Er kann nicht mehr sagen, dass xyz Unsinn schreiben, wenn sie ihn dieser- oder jenerart interpretieren oder dass die Schilderungen seiner angeblichen Intentionen zu Text z blanker Humbug sind. Er wird in gewisser Weise Allgemeingut, eines jeden Freund zudem.

Er: ja und drum ist es legitim. wie es sich verhaelt wenn der ballon platzt ist ungewiss

Sie: Dann ist man das enfant terrible, da man die Mechanismen entblößt hat.

Er: ich sehe es aber als legitim an. ausserdem ists witzig und fuehrt nur vor was sowieso alle wissen

Frage an die geneigten LeserInnen:
Ist es legitim, als Künstler seinen eigenen Tod vorzutäuschen?


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