Donnerstag, 18. August 2005

Sweet Abyss IV.

Dem Tod zulächeln im Spiegel.


Rubrik: Stigmata

Dienstag, 16. August 2005

Anatomische Seelenspuren.



ildv



Federico Andahazis "Im Land der Venus"


Schon 2001 im Fischer Verlag publiziert, rutschte es in einen Stapel schon gelesener, entfernt abgelegter Bücher und tauchte erst vor zwei Wochen und somit verspätet wieder auf: Andahazis Roman, der bei seinem Erscheinen 1997 in Argentinien einen Skandal auslöste und binnen einer Woche die dortigen Bestsellerlisten im Sturm nahm. Soweit die Information auf dem Bucheinband.

Beim Lesen sucht das Auge nach dem Skandal, dem Stein des Anstoßes, und wird scheinbar nicht fündig. Der historische Roman behandelt ein mittelalteriches Tabu, symbolisiert im Amor Veneris, dem geheimnisvollen Organ, das der Protagonist des Werkes am weiblichen Genital entdeckt. Schon im Voraus ahnt bzw. weiß der Leser, dass es sich bei diesem Organ um die Kliltoris handelt.
Eingebettet in die Psychologie der frühen Renaissance, überschattet vom langen Arm der Inquisition, begibt sich der Anatom Matteo Realdo Colombo, amüsant in Bezug gesetzt zu seinem populären Namensvetter, der 50 Jahre zuvor den neuen Kontinent entdeckte, auf die Suche nach seinem "Amerika" und findet es zwischen den Schenkeln der Frauen. Die Schlußfolgerungen, die er aus der Entdeckung dieses Organs zieht, machen den Skandal aus - einen umfassenden in den Augen der Inquisition, dessen Ausmaß nur noch in sanftem Abebben den modernen Leser erreicht. Doch grade in der skurillen und brutalen Ignoranz der Inquisition schimmert der eine Tropfen von Matteos entdecktem Neuland heraus, setzt sich fest und bleibt bis heute Mysterium, Instrument der Macht, ein Tor zum Palast des Unbekannten. Die moderne Betrachtungsweise des Lesers (und vor allem des männlichen Lesers) wird instrumentalisiert, um den subtilen Keim einer Gralssuche zu implantieren, der auch Matteo, den Anatom, beständig antreibt.
Kaum ein Buch hat in mir den Eindruck erweckt, derart unterschiedlich auf weibliche und männliche Leser(innen) zu wirken und es bleibt im Grunde ein Buch über die beständige Unrast des Männlichen, die, seit es Literatur gibt, immer ein hervorragendes Motiv abgab.

Der Spiegel resümierte in seiner damaligen Kritik, Andahazi sei ein "Hochbegabter, der Patrick Süßkind und Garcia Márquez gründlich studiert" habe. Eine Anlehnung an Eco ist jedoch viel stärker herauszulesen. Weit entfernt davon, Ecos Verschachtelungen und Mysterienkonstruktionen zu bemühen (oder: zu beherrschen), insistiert der Autor auf dem Verborgenen, dessen Einfachheit am Ende eben jene lucide Verblüffung auslöst, die Ecos Romanen zugrunde liegt. Andahazis Sprache ist einfacher, schörkelloser, eingängiger; sie spiegelt den Versuch des Verstandes wieder, das Unfaßbare zu begreifen. Ungarischer Abstammung, versteht Federico Andahazi es, dem "Lateinischen Stil" eine Komponente zuzuführen, die im Fabelhaften und Archetypischen wurzelt. Außerordentlich gelungen ist diese Fusion, in der typisch südslawische und ungarische Bildabstraktion in die elegante, feinschleifende Sprache lateinischer Dominanz wie in einem Tanz geführt wird; ein Stil, der "Im Land der Venus" noch zu selten aufleuchtet, im letzten Kapitel jedoch eindrücklich brilliert. Der Skandal aber, der, einem Virus gleich, als resistente Infektion im Bewußtsein zurückbleibt, ist das Unverständnis der Geschlechter füreinander. So sehr wir auch aus der rational überlegenen Sicht der Moderne auf die unwissenden Protagonisten des Romans hinabsehen, sind wir dem Mysterium doch nur scheinbar näher gekommen: Ohne den Schleier zu lüften.


Rubrik: Rezensionen

Montag, 15. August 2005

Sweet Abyss III

Literatur endet nicht mit dem Geschriebenen, sondern setzt sich im Vielfachen, im Durchdringenden fort.
In dem Moment, in dem der Buchstabe geschrieben, das Wort geformt wird, sucht es, über den Abyss zu gelangen, in dem die Worte sterben. Wie in jeder Kunst ist es der Anteil an Unsterblichkeit, der ein Werk ausmacht. Und dieser ist verwandt mit dem Anteil des Ursprünglichen, wenn nicht sogar identisch mit ihm.

Die Etymologie des Materialismus.

Wahrhaft gesucht wird M a t e r.


[Was immer auch als Surrogat und Substitut herhalten muß]

Freitag, 12. August 2005

Sweet Abyss II

Der Kelch wird bis zur Neige genommen oder gar nicht.


Rubrik: Stigmata

Donnerstag, 11. August 2005

Sweet Abyss.



cherrytree



Dem Geist gestatten, sich selbst zu nähren.

Mittwoch, 10. August 2005

...

Was den Atem raubt
stiehlt ebenso das Wort.


[Dies im positiven, negativen wie in jedem anderen Sinne]

Das Vokabular der Natur.

Findet sich in Ansätzen hier

Tiefzeit.

Wenn der Regen stille steht
in der Kühle der Luft
schwül wird
inmitten der Membran
aus Atem und Haut.


Rubrik: Poems


sommergewitter

~~~~~~~~~~~~




[Auguststurm*

Im Runden
ist gebunden
der Vielfalt breite Augenbraue
des Regenwetters feuchte Aue
und des Kreises Einigkeit:
Götter, Leben, Tod und Zeit.
Und, den Würfel überrundet,
- Endlichkeit auf nichts gegründet -
führt es aus der Einsamkeit.

- 10. August 2005 -
*Angeregt durch ein inneres wie äußeres >>Deja vu
Foto via Focusarts]

Vordringlich.

Was ist vordringlich? Der Moment oder die Interaktion?
Das Produkt oder die Idee? Das Existentielle oder das Universelle?
Der Regisseur oder der Akteur?
Das Vordergründige oder das Hintergründige.....

Implikativ.


Poetologie

Dienstag, 9. August 2005

Zehn Jahre später.



Wie der Sturm* heraufzog...

z4 z3 z1 z2
Zagreb, Sommer 1995

("Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin"; das bekannte Zitat, setzt sich im Original wie folgt fort: "Dann kommt der Krieg zu dir". Und er kam...)


2 8
4113 1


9





[*"Oluja" - "Der Sturm", Codename der Befreiungsoffensive der besetzten und/oder eingekesselten Territorien im Herbst 1995. In Memoriam für alle, die wir verloren haben]


Rubrik: Stigmata

Montag, 8. August 2005

Metablast.



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METABLAST


[Zum 60-Jährigen der nuklearen Nemesis; semantisch, nukleotid; synaptic atomar blast.
P.S.: Ob der Fragen im Messenger: Es ist m e i n e Assoziation zur Thematik, nicht die Intention des Künstlers]

Cheap Poems



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Rechen.

Die Einladung hatte ihren Sinn. Ein Abend, fein arrangiert in sanfter, kohgetränkter Atmosphäre zur Vertiefung des musikalilschen Erlebnisses. Alles war perfekt, bis ihm auffiel, dass die Platzkarten durcheinander geraten waren. So kurz vor Konzertbeginn hatte es keinen Sinn mehr, herauszufinden, wem der Fehler unterlaufen war, noch war es wichtig in der drängenden Zeit. Er telefonierte fieberhaft, nach fast zwei Stunden hatte er endlich herausgefunden, wer ihre Karten erhalten hatte und erging sich gegenüber der opulenten Stimme am anderen Ende der Leitung in Erklärungen und Entschuldigungen. So kam es, dass sie während der Darbietungen in der ersten Reihe saß; allerliebst arrangiert vom Veranstalter, fast schon schmeichelhaft, während die Melodien an ihr vorbeizogen wie Soldaten einer Parade. Sie wußte nicht, warum die Musik sie nicht erreichte, warum der Sitzplatz ihr ohne scheinbaren Grund unangenehm war ebenso wie der ganze Abend, auf den sie sich gefreut hatte oder warum sie das unbestimmte Gefühl beschlich, etwas versäumt zu haben. Der Abend verlor seinen Sinn wie ein Blatt von fließendem Wasser mitgenommen wird, getragen ins Verlorene. In der letzten Reihe, neben den zwei leeren Stühlen, empört unbesetzt belassen von einer gekränkten Dame und ihrem Begleiter, saß ihr Schicksal, blind wie sie und plötzlich ohne Ziel.



Rubrik: Ulmenjahr

Rebirthing.

Hoch verschuldet starten manche Worte ihren Bankrott.
Im Volksmund birgt man sie in alten Wiegen: Die Totgesagten leben länger.


(Eingänglich übernommen via)


Texte

Sonntag, 7. August 2005

EL.

Das Erbarmen kennen ist grausam.


Rubriken: Stigmata
, Tee mit Choronzon

Inmitten

all dieser Apokalypsen und Metamorphosen.
Inmitten von all dem, dem ich Worte geben könnte, ja - und Leben.
Inmitten von Allem. Wenn ich nur mein Herz an Deinen Mund zu bringen vermöchte...
und in diesem Moment sagtest Du:
IMMER


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