Donnerstag, 14. Juli 2005

Maat und der Schakalgott.

Den Mantel des Schweigens breiten
Über die Existenz des Vordergründigen
Wie ein Berg den Gipfel bedeckt
Ein Baum vom Laube lässt.


Rubrik: Arbeitsnotate

Montag, 11. Juli 2005

Argus. Variation VII.

Als einmal Frühling war, sprach Prinzessin Ateh: "Ich habe mich an meine Gedanken gewöhnt wie an meine Kleider. Sie haben immer den gleichen Taillenumfang und ich sehe sie überall, sogar an den Wegekreuzungen. Am schlimmsten aber ist, dass man vor ihnen nicht einmal mehr die Wegekreuzungen erkennen kann".

Um sie zu zerstreuen, brachte das Gesinde der Prinzessin eines Tages zwei Spiegel. Sie unterschieden sich nicht sehr von den anderen chasarischen Spiegeln. Beide waren aus geschliffenem Salz hergestellt, doch war der eine ein schneller, der andere ein langsamer Spiegel. Was immer jener schnelle vorwegnahm, indem er die Welt als Vorschuß abbildete, gab der zweite, jener langsame, zurück und beglich so die Schuld des ersteren: Im Verhältnis zur Gegenwart verspätete er sich immer um genau so viel, wie der erste vorauseilte. Als man Prinzessin Ateh die Spiegel brachte, hatte sie sich noch nicht vom Bett erhoben, und von ihren Augenlidern waren die Buchstaben noch nicht abgewaschen. In den Spiegeln sah sie sich mit geschlossenen Lidern und verstarb sogleich. Sie verblich zwischen zwei Augenaufschlägen, oder besser gesagt, sie las zum ersten Mal auf ihren Augenlidern die Schriftzeichen, die todbringend waren, weil sie im vorausgegangenen und im nachfolgenden Augenblick zwinkerte und die Spiegel dies wiedergegeben hatten. Sie starb, gleichermaßen getötet durch die Schriftzeichen aus Vergangenheit und Zukunft.



[Aus: Milorad Pavic, "Das chasarische Wörterbuch - männliches Exemplar".
Hier findet sich wieder einmal Pavics herausragende Erzählernatur in der Auseinandersetzung mit dem Wort und der Sprache an sich. "Das Wort Tod tötet" beschrieb ich es einmal in einem Gedicht - die fließenden Übergänge zwischen Gedankenkraft, ihrem Sprachausdruck und Wirklichkeit. Der Blick tötet ebenfalls, jedoch auf andere Weise (als das Wort). Das Variationsspiel "Argus" ist eine Harfnersaite neben der anderen in der Vielfältigkeit seiner Pränsenz.]


Rubrik Texte

Samstag, 9. Juli 2005

Die Zeit trifft Planck

Zeit: Hallo
Planck: ....
Zeit: Hallo!!
Planck: Huch... relativ gesehen: Hallo.
Zeit: ??? Wie bitte?
Planck: Jetzt rede ich schon mit Phantomen...


[inspiriert von wschmidts erheiternden und nachdenklichen Beiträgen über die Zeit "auf Reisen" >>>> hier]

Donnerstag, 7. Juli 2005

Argus, Variation VII.



argus


šaptaj... šaptaj!*


*[kroat.] "Flüstere... flüstere!"

Argus, Variation VI.

"Das ist so", sagte Jolanda, während sie ihre breiten Rundungen in die Kissen des Sessels drückte und einen Schluck Rotwein nahm. Sie liebte den herben Geschmack von reinem Sangiovese, wenn sie trank, erhöhte sie die Spannung ihrer Zuhörer durch die unerhörte Fähigkeit, einen Moment sozusagen aus den Gesetzen der Zeit zu lösen. Sie dehnte ihn, gab ihm Länge, Geschmack; Ungeduld, ließ die Spannung steigen und ihn verlängern, danach ertänkte sie seine Verbindung zum Sekundenzeiger im Rot des Weins, betrachtete das Glas, hielt es gegen das Licht, schlürfte und kaute den Augenblick zu Minuten, die im Nirgendwo verweilten, um darauf in einem ersten Laut zu münden, der eine Erregung in den Zuhörern entfachte, welche sich plötzlich wieder in einem Kontinuum aus Raum und Zeit wiederfanden, das Pendel der Uhr in den Ohren, Frau Jolanda in ihrem Ohrensessel und das Weinglas vergessen.

"Das ist so", wiederholte sie, "und es ist dem einem Neffen aus der Nachbarschaft meiner Schwägerin so ergangen, als sie noch in Borko wohnte. Niemand weiß, wann es geschah, aber der Kleine Geist fuhr aus ihm. Er lerne für das Leben und nicht für die Schule hatte ihm der Dorflehrer gesagt und so kam der kleine Predrag auf die Idee, die Buchstäblein und Zahlen, die der Lehrer an die Tafel schrieb, seien das Leben. Er lernte sie fleißig und unermüdlich und eines Tages verließ der Kleine Geist ihn. Wie sollte dann noch ein Großer Geist in ihm Platz finden?"
Sie nahm einen weiteren Schluck, sinnierte ihn mit der ihr typischen, zetilosen Mimik und fuhr, aus dem Fenster blickend, fort: "Jedem kann das passieren, das ist eine moderne und tückische Krankheit. Der Kleine Geist entfährt einem und man merkt es nicht. Die einzige Methode, die bekannt ist, um herauszufinden, ob die Seelentür noch offen ist, besteht darin, die Person zu greifen und ihr mit leichtem Druck in das linke Ohr zu pusten. Das kann gefährlicher sein, als Ihr denkt. Nicht jeder Betroffene möchte die Tür wieder öffnen. Oder weiß auch nur darum, dass der Kleine Geist entwichen ist. Und so war es auch mit dem Neffen der Nachbarin, das halbe Dorf hat es gesehen. Seine Geliebte blies ihm ins linke Ohr und er fiel tot um, lag da auf dem Marktplatz und war weiß wie ein Fischbauch".


Rubrik: Ulmenjahr

Dienstag, 5. Juli 2005

Argus, Variation V



eye

[Prometheus 0. The Zero Files by Source, 2005]

Argus, Variation IV



golden20eagle203

Sieben Kelche.

Das Paradies selbst wäre nicht genug vor all ihren Füssen.
Sie goß noch einen Tropfen Gift nach.


Rubrik: Distichen

Blasphemie

"Man muss auch mal den Zusammenbruch zulassen, den uranischen Knall, das PENG!"

Elf Sekunden später raste ihm, mit einem dementsprechenden PENG, ein 750er BMW halbfrontal ins Auto - das eigene Lenkrad bohrte sich fast in seinen Brustkob. Eine Freundin holte daraufhin ihn und uns beiden Insassen ab - sein nächster Kommentar in ihrem Auto: Scheiss Venus-Rituale. Von hinten tönte es: H! Halt jetzt ja die Klappe verdammt noch mal!

*schmunzelt

Donnerstag, 30. Juni 2005

Fraktal.



fraktal-1

Fumas im Park Terra Nostra.

Nein.

wie bitter geflossen.


[Aus den Annalen der >>> Chronik des laufenden Wahnsinns]

Mittwoch, 29. Juni 2005

Federkleid.

Wer bist Du
auf dem Kamm des Atems?
Im Nacken Dich selbst besiegt.
Jeder Weg bleibt ohne Ende.
Anfang somit - unendlich.

Sonntag, 26. Juni 2005

Racham

Ein Stück gebrochenen Eises trage ich unter dem Herzen
Komm, Füchsin, leg deinen Kopf auf meine Knie
Du spülst das Geröll meiner Vernunft an die Stufen des unsichtbaren Tempels
Die Welt geht drüber hinweg - die Erde schaudert
Wir bewohnen einen Blitz - das Herz der Ewigkeit

Was zur Welt kommt, um nichts in Aufruhr zu bringen, verdient weder Rücksicht noch Geduld

Das Gesetz ist aufgehoben
Die Moral überwunden
Panzert eure Herzen!
Es gibt keinen Sitz der rein ist

Jeder Atemzug öffnet ein Reich: Die Arbeit des Einfangens
die Entscheidung des Einbehaltens
das jähe Feuer des Freilassens
Wir haben Eide geschworen auf die Berge und sind gestorben
die Berge wankten nicht
Nur das matte Rot des Sonnenuntergangs fühlt sich nicht mehr heimisch
Allgegenwart streicht um die Gipfel.

Jämmerlich, ein Gott zu sein, der Opfer fordert
Zerbrechlichkeit und Unruhe nähren die Poesie der Schatten
In denen Menschen ohne Falsch die Reise antreten, den Tyrannen zu stürzen
Und das gierige, dürstende Schwert selbst in die Hand nehmen

"Ich liebe dich", sagt der Wind allem, was er belebt. Ich liebe dich und du lebst in mir
Du hast den Morgentau auf deinen schlaflosen Lidern und ertrinkst in Regenbögen
Jauchzendes Verglühen im schwellenden Ozean deiner bösen Träume
Ich habe den Mut dir eine Schale meines Blutes zu reichen um deine Schwingen zu benetzen

etwas nahm seinen anfang


Die Wärme wird zurückkehren mit dem Schweigen, so wie ich dich emporhebe
Sprich aus, was das Feuer nur zögernd sagt
Äthersonne, Wagnis des Lichtes
Und wer die Erde zu sehen versteht, wie sie Leben gebiert
Den erschüttert kein Scheitern, hätte er auch alles verloren



[From the Illusion Project - The late Frater Odhinn, 1994]

[edit: Racham, hebr: Geier - die Anspielung auf Maut und den Ritus von Memphis und Mizraim. Dieses lyrische Exponat von Frater Sobek-Ra, ehemals Odhinn hatte für mich initiale Bedeutung. Auch bleibt, wie beim erstmaligen Lesen damals, die Blutschale das zentrale Symbol: Pelikanblut. Rittercodex. Oder, mit Multatulis Worten ausgedrückt: "Wer ohne Golgatha in den Himmel will, ist ein infamer Betrüger". Dieses Symbol hat eine zentrale Aussage und bezieht sich nicht ausschließlich auf den sog. "spirituellen Weg". Simpel ausgedrückt darf vor dem Leben nicht zurückgeschreckt werden, in welcher Form auch immer es sich präsentiert. Es wird jeneR scheitern, der ausweicht]

Dienstag, 21. Juni 2005

Rape.

Sein ewiger Drang nach Selbstbestätigung
erwürgte Aphrodite.
Es war nie seine Hand, die er - ängstlich - hinter dem Rücken verbarg.


Rubrik: Stigmata

Daleth.

Die Liebe ist ein Galgen.
Sanduhren unter der Haut.


Rubrik: Tee mit Choronzon

Superlative Ego-Schmeichleien

"TheSource - die letzte Steigerungsform von verbal"

-- das spuckte der

Sloganizer
aus


via: >>>>Spielverderber

ThanitEros [Argus. Variation III]


kali

Ich lerne schnell, da spüre ich, das etwas grauenvoll mutiert -
Mit Judiths Geist kommst du zu mir geschlichen -
Das Blut spritzt hoch, da mir wie Holofernes es passiert -
Das nehm´ ich an, es wird nicht ausgewichen!

Gewarnt hat mich des Sehers Blick am Rand der dunkelgrünen Nacht.
Die Krone sitzt noch fest auf meinem Haupt -
Erwarte ich doch viel - der Krieg hat Sklaven mir gebracht
Doch Sklaven sind ganz anders als Mann glaubt

Ein hartes Herz, devot, der Blick schleimig und gesenkt -
Ein Becher Gift wird kunstvoll dargebracht
Ein andrer trinkt, er röchelt, stribt - nur schent, dass er im Tode gleicht
Dem alten Körper hier in blutbefleckter Nacht

Ein Fingernagel bricht, ganz weiß sind meine angespannten Knöchel
Der Liebe Lust und auch der Rache Schrei
Entflammt das Schwert - ein Hieb und dann ein inniges Geröchel -
Der Torso kopflos - Kommst du heute Nacht vorbei?

Die Sklaven sollen dienen - doch entschwindet einer nach dem andern -
So viele abgetrennte Häupter liegen dort im Sand -
Wenn wir verliebt den Wüstenwind erspürn und zur Oase wandern
Dann küsst der Tod mir zärtlich meine Hand

Das Bett - gefüllt mit warmen Sand - hab ich den Deinen einst gestohlen -
Die Liebe findet auf dem Schlachtfeld statt -
Wie such´ ich Frieden - doch ich habe immer Krieg befohlen....
In deinen Armen hab ich alles satt!

Vertrau ich dir? Nein, schöne Königin - ich glaub´ ich lieb dich bloß -
Dein Lächeln ist wie das des Grafen -
Doch zitternd kuschle ich mich in den nassen, süßen Schoß -
Die letzten Sklaven wachen - ich will mit dir schlafen

Gethsemane ist düster - Souchos leckt die Haut mit heißem Zungnschlag
Nicht Judas - nein, er liebte seinen Herrn -
Das Eisen spiegelt sich in deinen Augen an meinem allerletzten Tag
Der Kopf ist ab - Dort droben blitzt ein Stern



[From the Illusion Project. The late Frater Odhinn. 1995]

I remember.



The Collective Illusion Project

Porensache.

alles
geht mir
unter die Haut

obwohl
eigentlich
gar kein Platz
mehr
frei
ist



[Ute Sander, aus: ... "Als wolltest Du mir Deine Seele schenken...", Hamburg, 1988]

Rubrik: The Collective Illusion Project

Argus. Variation II



dscn0584


Unbekannter Scharfschütze. Tag der Deutschen Infanterie, 18.06.2005, Bonnland.


[Desolate Kommentare im Tenor "Soldaten sind Mörder" etc. werden gelöscht]


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