Montag, 12. Juni 2006

Emile, der Esel

"Frauen offenbaren in ihren Erkenntnissen Beweise anhaltender Repression. In George Sands Tagebuch stoßen wir auf folgenden Zwischenfall: Zola machte ihr den Hof und sie gewährte ihm schließlich eine Liebesnacht. Weil sie dann eine völlig ungezügelte Sinnlichkeit bewies, legte er, als er ging, Geld auf den Nachttisch, womit er andeuten wollte, dass eine leidenschaftliche Frau eine Dirne sei".

[Anais Nin: Die neue Empfindsamkeit]


Bocca die Rosa



Texte

Sonntag, 11. Juni 2006

Empfehlung


Lyrik von Franz Schiel

fslogo

Rezept

Alles ist psychosomatisch.
Wörtlich genommen ist auch die Liebe psychosomatisch. Und sie ist sehr heilsam. Ich wollte sie meinen Patienten schon oft verschreiben. Aber ich wusste nicht wie.



[Der Arzt in "Liebe", Hörspiel von Koraljka Meštrović, aus dem Kroatischen von Jana Mayer-Kristić]


Texte

Dienstag, 6. Juni 2006

Rex

Jedem Anderen hätte sie es niemals verziehen.
Bei ihm aber gab es nichts zu verzeihen.


Arbeitsnotate

Montag, 5. Juni 2006

Bannen mit Tabasco

Am Abend verschlief ich den Traum, ein
roter Daimon zu mir (unter die Decke) kroch,
da öffnete mein Auge den gekämmten Himmel
im Fenster, das rot aufglühte, als er davonstob,
erschreckt von meinem heißen Atem.


Arbeitsnotate

Samstag, 3. Juni 2006

Empfehlung

>>> Dreierlei Schleier

Freitag, 2. Juni 2006

...


tw
Für June

Dienstag, 30. Mai 2006

Zitronenfalter

Der Abgabetermin für spatien rückt heran, schon ist das Netz voll mit gegenseitigem "kannst Du mal eben drüberschauen?". Straff zieht sich auch meine Textur, ich wäge ab, mehr aus Unzufriedenheit mit den bisherigen Fassungen von Silvester und dem Briefkasten und gehe über die Texte mit lektorischen Sicheln, seltsam auf der Hut.


Tagebuch

Montag, 29. Mai 2006

Verhandlungen mit Romanfiguren X

Wir sitzen auf der sonnengegerbten Veranda, ich wollte nicht schon wieder unmittelbar bei einem Gewässer sein und Jolanda stimmte, schulterzuckend, zu. So viel Violett in diesem Abend, ein das Indigo bedrängendes Purpur, vom verlassenen Strand unten über den ganzen Westhorizont gespannt. Im Rücken, köstlich herb, der Duft von gegrilltem Fisch mit Knoblauch.
"Komm von der Brüstung weg und hilf mir".
Das Messer gleitet durch die Zitronen, ich beobachte meine Hände, so als wären es die Hände einer Anderen. Wieder bin ich hier, an der kargen, wilden Küste. Alles wiederholt sich ohne mein Zutun, gleitet an mir ab, ich kann nicht Fuß fassen und kann nicht gehen. Oh ja, einfach davongehen. Unmöglich.
Sie verteilt Teller und Bestecke auf dem Tisch, vier Gedecke. Beim unmittelbaren Einsetzen der Zikaden, deren Klang den Traum in die Wirklichkeit holt, könnte ich heulen. Nicht nur weinen und diese Spannung im Gaumen lösen, sondern heulen wie ein Hund oder ein Wolf, ein wildes Tier im Augenblick plötzlichen Schmerzes. Diesen Laut festhalten. Der Wunsch schwillt an und mit ihm der Wille, den Widerhall meines Heulens von den Klippen zu hören, geworfen über die ganze Küste. Bis es wieder bei mir ankommt, verstärkt vom hungrigen Jagen unter dem Violett. Sie aber legt mir stummen Fisch auf den Teller und deutet auf die beiden leeren Gedecke: "Wir essen heute allein, Du und Du und ich und ich".
Ich bin so müde, ich will nicht fragen, was das nun wieder bedeutet, so müde, dass es mich einfach nicht interessiert, was sie sagen will, nicht einmal, wo Ysaj ist. Das unterdrückte Heulen raubt mir alle Kraft. Doch sehe ich meine Hände den Fisch auf die leeren Teller verteilen und höre meinen Mund sagen: "In Ordnung! Hier! Und hier Jolanda zwei! Bitteschön! Und nun guten Appetit!". Dann fällt die Gabel in die nun leere Schüssel, ein durchdringender Laut, der Zitronensaft spritzt über die Gläser. Wir essen schweigend im plötzlich ebenso stummen Abendwind.

Du kannst nicht leugnen dass Du hier bist und dort bist. Wann hast Du begonnen, die Welt mit diesen fremden Augen zu sehen? Hast Du darauf eine Antwort? Diese Fremde, diese Zerrissenheit, als Du begannst, deren Unart anzunehmen, unsere Geschichte an unseren Kriegen zu messen und nicht an unseren Dichtern. Dabei hat man es Dir nicht mal beibringen müssen. Jetzt hast Du es vergessen und liest Bücher. Formst Laute. Du kannst nichts davon hinschreiben außer Krieg und Geschichte. Das ist alles. Sie haben nichts schreiben können über das Reißen im Gaumen und wie der Schrei sich in den Kiefer bohrt, bis hinunter zum Steißbein die Wirbelsäule durchfährt. Gar nichts haben sie durch die Zeit gerettet. Du sitzt bei ihnen und ißt Ihre Buchstaben, dann kommst Du her, nicht satt, nicht hungrig.

"Jolanda?"
"Iß Deinen Fisch!"



Romanfiguren

Ferrum Phosphoricum

Als ihm seine Frau berichtete, sie habe Julián und Penélope in einer eindeutigen Situation gesehen, ging für ihn die Welt in Flammen auf. Der Schrecken und der Verrat, die unsägliche Wut, in seinem eigenen Spiel an der Nase herumgeführt und von dem betrogen worden zu sein, den er aufs Podest zu heben gelernt hatte wie sich selbst - das alles stürmte so mächtig auf ihn ein, daß niemand seine Reaktion verstehen konnte. Als der Arzt, der Penélope untersuchen kam, bestätigte, daß sie entjungfert worden war, spürte Don Ricardo Aldaya nur noch blinden Haß. Der Tag, an dem er Penélope im Zimmer des dritten Stockes einzuschließen befahl, war auch der Tag, an dem sein Niedergang einsetzte. Alles, was er von da an tat, war nur noch Ausdruck der Selbstzerstörung.



Carlos Ruiz Zafón: Der Schatten des Windes

Der Sohn der Witwe II

Hätte Lazarus es gehört, er hätte geschwiegen.
Buddha hätte im Kelch das Gift erkannt und gelächelt.
Der Stolz wäre darüber hinweggegangen wie ein Feuer.
Jolandas Mund, voll mit Erde, sagt:
Je härter die Herzen, desto weicher die Birnen.
Gib ihnen Wasser oder vergiß sie!



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Lachesis II

Die Adria duftet zögerlich am Morgen.
Unten, an den ins Wasser herabsteigenden Stufen,
bricht sich sanfte Welle und ein Körper,
Antlitz gen Tiefe.
Erst als ich ihn beatme, schmecke ich
durch ein Geflecht aus Haar und Seegras
Adria. Erkenne den Bogen der
Augenbraue. Meine.



Stigmata

Sonntag, 28. Mai 2006

Blaue Worte II

Ich kann mich nicht versöhnen mit der Welt, nicht versöhnen mit dem Gedicht, nicht mit der Natur des Menschen, nicht mit dem Formalen und dem dunklen Brot des Landes. Meine Worte sind rot und gelb, nicht, um blau angemalt zu werden, sondern um rot zu sein und gelb. Um all die Orangeschattierungen an Wände zu werfen wie kleine Wasserbomben mit Kinderhand. Warum machst Du die Tagesschau an, wenn meine Worte rot sind, suchst das Rot weit weg hinter dem rationalisierten Grauen, wie Rot auf den Ölfeldern des Irak, und dem Blau des Logos. Beim Brötchenschneiden schnitten wir uns beide in die Finger und trotzdem liegt das Messer noch in der Küche. Wird nicht entsorgt. Wenn ich meine Worte in Blau hülle, dürfen sie dann bleiben und in der Küche wohnen, neben Milch, Messer und Wein?


Aus Jasminas nie gefundenem Tagebuch, Seite 34


Arbeitsnotate

Blaue Worte

An diesen Sonntagen
trocknen die
Worte in blau


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