Ulmenjahr

Montag, 7. März 2005

txt 23

Er kam an mein Bett beim ersten Perchtmond und las Gedichte aus Ulmenblättern. Keine der Darstellungen erwies sich als zutreffend; tatsächlich war seine Rüstung vollkommen schwarz, in dem Sinne, wie ich schrieb: er hüllt sich wohl in Schwarz, damit sein Licht nicht alles verschlingt. Der nie gekannte Held der stillen Schlachten, um die niemand weiß, die niemals besungen werden. Das dunkle Juwel, Juwel des Himmels, unendlich kostbar durch eben dieses Schweigen. Es kann ein Segen sein, stumm zu werden – nicht nur Fluch.

txt 17

...Auch in jenem Winter, jedem Winter. Keph-RA. Altäre im Norden. Das Licht gleißt sich über das Weiß des Schnees. Mitten ins Auge.
Barfüssig trete ich aus der Hitze der Sauna. Jeder Schritt ist Land auf glitzernden Kristallen die wie Kobolde unter meinen Füssen sterben. Mein Leben dampft aus jeder Pore gen Himmel, in eine schneidende Luft, deren Klarheit dennoch zärtlich. Dorthin lege ich mein Lachen. Meinen Herzschlag. Den Neujahrswunsch. Die offene, zu Licht entfaltete Welt.
Und abends rolle ich sie zusammen in meinen Gliedern – wie eine Katze vor dem Kamin, wie Getier in Winterkälte. Wie einen Seufzer in erlöschendes Feuer.

Dein Schatten im Mund der Tür ist nicht Ahnung. Er ist Gewissheit. Ach, eine Zunge haben für diesen Leib, ihn mit einer süßen Bewegung gänzlich liebkosen. Und das Wann rieselt hinab mit meinem Schweiß in den Schnee ..

(23.12.2004 e.v.)


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