Tagebuch

Donnerstag, 10. März 2005

Gestern Abend

0831 CET

nocht zwei Stunden mit Am. telefoniert. Seine Paketaufgabe an mich ergab die Tatsache, dass das Postamt vor Ort nicht weiß, was eine Packstation ist (wir haben in Dortmund Packstationen seit 2000!). Lange und herzlich gelacht über allen möglichen Quatsch, es ging ihm besser. Sehr schönes Gespräch über die Antriebskraft unserer Beziehung, ich schlief wohlig ein, nachdem ich ihn ob der Tatsache, dass er um 0400 CET aufstehen muss gegen 0015 CET "ins Bett schickte". (Da war sie, die Fürsorgliche)
Ich habe herausgefunden, dass an: "Die Armee macht einen Mann aus Dir" tatsächlich etwas dran sein kann -- darüber lachten wir besonders.

Um 0600 CET aufgestanden. Walking. Eine tote Taube auf dem Weg. Die Nachbarn waren rege; als ich zurück kam, war das halbe Haus im Keller, einen Marder bestaunen. Advokatenstatus für den Marder: "Leute, lasst den leben, der frisst Ratten und Mäuse".
"Wirklich? Das ist ja toll". Allgemeine Begeisterung. Kloss im Hals - diese Ignoranz gegenüber dem Leben tut immer wieder in gleichem Maße weh. Die anmaßende Entscheidung, was lebenswert ist. Marder darf im Keller bleiben, der Sieg schmeckt schal, sollte er doch selbstverständlich sein.

johnmartyn.soldair

[erste CD des Tages: John Martyn: "Sold Air"]

Internet ohne Chat und Messenger wird zum reinen output, außer man surft. Das bloggen war eine gute Idee.
Mocca, ein Croissant und Gedanken an Am.


0851 CET

Remind note: Am Abend darauf achten, dass ein Kellerfenster offen ist, damit Marder raus kann.


1300 CET

Am.s Paket kam an, Riesenfreude. SMS vom Meeting. Geschenke, ein (getragenes) Hemd (ich liebe seinen Duft), keine persönliche Zeile. Dafür aber ein Brief von ihm im Postfach. Der Heimweg ein Lächeln in der Sonne.

Emailausbeute-Material:

Den vierten Tag blog... und schon erreichen mich Emails, Nachrichten; mal direkt angesprochen, mal zwischen den Zeilen angedeutet, dann wirder zögernd gefragt:
Hast Du ein Verhältnis mit ANH?

Ist tatsächlich eine Verdrängung des Libidösen der Grund dafür, dass es durch jedes Hinterstübchen wieder eintritt, Be-urteilungen und Ein-Schätzungen indoktriniert mit dem umbewußten Blick des Pionierwunsches; der Sucht, etwas Verbotenes, etwas An-stössiges zu entdecken?

Dann wird aus dem Dialog zweier Personen eine Affäre; die projizierte Libido wird zum Tor der Hölle; eines Pfuhls, so sehr mit schlechten Szenen und drittklassigen Romanauszügen gepflastert, dass es kein Entrinnen mehr gibt. Die Entgleisung der Projektion stört nicht weiter, sie ist sozusagen Normalität, war zu erwarten. Einzig störend ist der inhärente und implizierte Sexismus; die Schablone, unter der dieses Blog von den Larvalen somit gelesen wird... die Affäre von ANH - nicht: die Gedanken und Arbeiten von Source.

Gleichwohl gebrandmarkt wie beneidet ob einer fiktiven Annahme ist jeder Kommentar unerbittlich (und schon bevor er ausgesprochen wird) der Schablone unterworfen. Nicht zu reagieren wird dann zum stillschweigenden Bekenntnis, Richtigstellen zur Rechtfertigung, hinter der "sich ja etwas verbergen m u s s, sonst würde sie nicht erfolgen".

Kurz mit Am. telefoniert und ihn gefragt, wie er zu diesen Leserphantasien steht; halb angenervt, Ihn mit so einem Dreck belästigen, halb in Sorge, es könne unsere Beziehung belasten. (Die präventive Sorge sozusagen - wo kann das hinführen, was wird er in Zukunft darüber denken ...eventuell ... blah blah... Kopfäffchen).
Er lachte - schallend.


1631 CET

Für das neue Exposé will mir einfach keine Struktur einfallen...
HP liegt im Gästezimmer und schnarcht den Schlaf der Gerechten. Anruf von B. Das Trennungsdesaster geht in Akt 3. Hilflosigkeit.
Beim Lesen im Garten am Mittag mehrfach an meinen Vater gedacht; mein mediterraner Stolz beginnt, weh zu tun. Weder er noch ich hätten je mit dieser Konsequenz in mir gerechnet... oder einfach nur dem Selbstzwang zu einer Haltung, die im Affekt entstand.

SMS von Am. aus dem Zug zurück nach Bremen: Der Zug fährt über Dortmund. Herzklopfen.

Mittwoch, 9. März 2005

Spät

0850 CET

evanescence.fallen

[erste CD des Tages: Evanescence: "Fallen"]

am gestringen Abend fast am Telefon eingeschlafen (mal wieder).

Den Wecker überstimmt und das Ausschlafen gegönnt. Gegen acht Uhr mit dem Gedanken aufgewacht, dass ich selten in meinem Leben so glücklich war - trotz des ganzen Ereignischaos. Oder vielleicht grade darum... vielleicht weiß mensch Nähe und Zuneigung umso mehr zu schätzen, wenn das Kontrastprogramm stimmt.

Gestern Abend Rückruf von D. Er klang anders als sonst - stiller. Überlegte kurz, ihn darauf anzusprechen, unterließ es dann aber. Wir hören uns immer so sporadisch... Werde ihm einen Brief schreiben. Manchmal vermisse ich unsere Gespräche....
D. schickte mir den Teil meiner Werke, den ich ihm damals mailte - Hauptsächlich von 2002. Es ist schon amüsant, dass man an den eigenen Kram nicht kommt, weil er auf einer unzugänglichen Festplatte liegt - ein Himmelreich für meinen Hardwaremenschen an der Tür. Es ist wirklich zu überlegen, ob ich D. nicht meine gesamten Sachen schicken soll bei seinem Archivierungs-Fetisch.

Beim Lesen dann die Synchronizität - mit Am. am Telefon noch köstlichst darüber amüsiert. Folgender Text von 2002, der auch vorgestern Abend hätte geschrieben werden können:

Der Affe des Thoth

Konzentrische Kreise, das ist die Erinnerung dieser Nacht.
Die Hand am Griff der Schwerter, sitzen wir "zu dritt" und zählen Erbsen.. am Ende mag es ein blutiges Gefecht geben, ob es nicht Linsen waren... oder gar weiße Bohnen.
Grenzen wahren, der Tanz auf Messers Schneide, irgendwo schlagt eine Sklaventrommel den dumpfen Takt dieses Reigens, wir bewegen uns vor und zurück, vor und zurück - und doch nirgendwohin
Der Wille hängt an der Leine wie ein zerknautschtes, schlecht gewaschenes Hemd - auf einmal wirkt die See unendlich, bedrohlich, überweit
Der Takt meines Herzens ist eine einzige Revolte, doch...ah.... "es gibt nur den Tanz. Die Dinge, an die du glaubst, sind wertlose Hüllen" (A.I. zu Marley in: Count Zero von Gibson).
Guten Morgen, Mercurius - welche Tänze lernen wir heute?

(Tagebucheintrag vom 19.07.2002)

Heute, am 09.03.2005 widme ich ihn ANH.


1906 CET:

Anruf von Am., er klingt nicht gut. Ich frage ihn: "Kann ich etwas tun für Dich?"
Kurze Pause: "Ja, lass uns ausgiebig knutschen".

Die Katze grinst im Profil.


2116 CET

Unfassbares Staunen weicht Ärger. Ich habe es schon immer gehasst, wenn jemand mich einfach stehen ließ. Aus Affekt. Weil irgendein Furz quer sass. Aus Ignoranz. Aus Vermeidung vonwasauchimmer.... Aus. Aus. Aus.
Nachdem ich Zeit investierte. Anwesenheit. Manchmal Herzblut.
Das Internet verleitet zu einem Mangel an Kommunikationsstil; komme allein ich mir vor wie ein Dinosaurier, der Grundzüge einer Achtsamkeit auch beibehält, wenn ein allgemeines Du herrscht?
Bin verstimmt auf eine Weise, auf die ich es schon lange nicht mehr war. ("Ich bin nicht Dein Sancho Pansa" - da geistert es wieder, da höre ich mich in unliebsamer Erinnerung. Den erkenne ich. Auf Zerberos höre ich dieses Mal).

Nachtrag: Dachbodenkatzen ok.


2201 CET

Am. im Messenger über die Arbeit und den Tag:
*seufz* ich habe keinen nerv mehr...
Er ist niedergeschlagen. Ich fühle körperlich über diese 200 km, wie er sich kontrolliert, mich nichts davon spüren zu lassen. Mir flust es durch den Kopf: Können wir nicht einfach wie Kinder sein, ohne Vor und Ein genommen, einfach unmittelbar?
Seine Selbstbeherrschung be-rührt mich. Das ist subtil. Treibt die Tränen in die Augen. Nimmt mich ein. Nimmt mich auf.
Nimmt mich mit. Gelobtes Land.

Schildmaid.

Dienstag, 8. März 2005

Die Stadt wirkt

0754 CET

ohne den Schnee trostloser. Nichts, hindurchzustapfen.
Müde den Morgentermin wahrgenommen, die Artzhelferin war vom Koffein so aufgedreht, dass ich drauf und dran war, sie zu bitten, doch leiser zu schnattern.

HP angerufen, seltsamerweise bekommen ihm die Nachtschichten tatsächlich. Unerwartet. Für jedes weitere Telefonat bis auf Telekom ist es einfach zu früh. In machnen Berufskreisen sollte mensch vor zehn Uhr gar nicht anrufen; eine Unart, die meinem Frühaufstehertum in keinster Weise entgegenkommt (bei Tontechnikern sogar nicht einmal vor elf, wir mir kürzlich jemand sagte).

Geträumt aber Traumerinnerung verloren, da der Wecker herunterfiel und ich aufstehen musste, um ihn auszumachen. Dieser seltene Umstand (Traumfragment nicht als Schlüssel zu haben) irritierte mich den ganzen Weg zum Termin. Dann verwarf ich die Grübelei als haltlos.

T.P.P. per email die internen drei Kundentermine abgesagt. Bin nahezu dankbar... der Spiegel heute morgen war gnadenlos. (Wenn Spiegel meckern könnten, er hätte es getan). Verdammt kurze Nacht - und frau ist nicht mehr 25.

0815 CET:

Das Tageszitat ist ermunternd, fast schon erhebend:

"Eine Welt in einem Sandkorn sehen,
Und einen Himmel in einer wilden Blume,
Die Unendlichkeit in der Hand halten,
Und die Ewigkeit in einer Stunde".

(William Blake)




0850 CET:

B. hat H. derart unter SNAFU genommen, dass nichts mehr geht.

B: Sag mir, bin ich lieblos?
Source: Das ist alles Mindfuck. Komm rüber auf einen Kaffee.
B: Bin ich lieblos?
Source: Zu ihm?
B: ja
Source: Du bist zu ihm, wie Du zu Dir selbst bist derzeit (Was ist mit Kaffee und Brötchen?)
B: [nach einer langen Pause] heulen und heulen das möchte ich. Nie mehr aufhören
Source: Dann heule hier
B: deal. Gib mir 20 Minuten.



Zwei immerwährend wiederkerhrende Themen zur Zeit, jede Sekunde atmet sie. Jetzt erst habe ich begriffen, dass sie ein Thema sind: Die Ungerechtigkeit gegen sich selbst, deren Kleid Lieblosigkeit ist.

moloko.statues

[Erste CD des Tages: Moloko: "Statues"]



14:30

Rosentod-Dialoge. Rosen-Dialoge.
Und Carameleis.
Klebstoff zwischen Thoth und Netz.

Nachtrag: Gambas

Arbeitsfortschritt im Diebesgesindel

Discorida Log abgewartet.
Was eine Leistung

0003 MEZ

als wenn es überall lauerte.
"Learn to stand singular, it will bring to you solar energy".

Einen Haufen Papierschiffschen überfahren.
ER aber steht da und schickt mir eine Rose... was hebt eine Frau Anderes wirklich von allem ab.

Diese Kraft aus der Ruhe...
Und die Sandkastenscharmützel landen im Gelächterkorb.
Heute wasche ich.

Montag, 7. März 2005

...

15:14 Uhr

Grade Text fertig geschrieben und nicht gesichert. Arbeit von zwei Stunden im Nirvana des Neu-Login verloren. Und im Wissen, ihn genau so nie wieder schreiben zu können. Frust.

...

Die Ereignisse überrollen mich. Laufend "Seelenbilder" von Abgründen und freiem Fall in sie... als müsse mensch nur springen und alles werde gut. Der Verstand deklariert diese Schlussfolgerung als lächerlich, ankämpfend gegen ein sich wiederholendes: "vertraue!"-Mantram.
Es hat etwas von Champagner auf der hart geneigten Titanic. Oder von entblössten Derwischen mitten auf dem Picadilly.

Ac... und ANH haben beide massive finanzielle Probleme.
Gestern Abend am Telefon einfach eingeschlafen, müde von Gedanken um ihre Sorgen. Um 01:45 MEZ aufgewacht und unwillig, weiter zu schlafen. IHN schmerzlich vermisst... diesmal ohne ein Gefühl der Leere.
ANH am Vormittag im Messenger überzeugt, Hilfe anzunehmen. Sein Stolz erinnert mich an meinen eigenen. Ständige Konfrontation mit diesem Thema seit Monaten; es spiegelt sich überall wieder; ich schreibe mir wohl permanent selbst Mitteilungen und lese sie dann nicht.


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