Break.

Max Stirner und der Solipsismus.
Bitter, einhundert Jahre lang nur immer sich selbst und so g a r kein Objekt, das anders denn projeziert wäre. (So müßte es, gäbe es ihn, i h m gehen: Gott. Und nicht bloß einhundert Jahre lang. Erbarmen mit dem Schöpfer: Welch feine Perfidie in solch einem Buchtitel läge.)


(Kommentar von ANH in Rubrik "Netztrash"; das ist ein Thema für sich - darob Thread)
parallalie - 28. Mär, 17:18

"das anders denn projeziert wäre" - (ich verstehe nicht, warum Sie, lieber Herbst, das immer mit "e" schreiben! - muß ich mal sagen - denken Sie an Injektion - injizieren) - projiziert wird aber dennoch immer das "ich" - ihr werdet sein wie Gott (eritis etc.): Ihre aussage heischt eine abkehr von der subjektivität --- aber hin zu welcher objektivität?

"Die Welt gehört "dem Menschen", und soll von Mir als sein Eigentum respektiert werden.
Eigentum ist das Meinige!"


mir ist nicht klar, was gemeint ist, und denke an den "solipsisten in der heide", vermag nicht zu trennen zwischen jedweder fiktion (auch Ihrer) und der ich-welt, die dahinter steht. die mitnichten objektiviert, sondern aus dem ich heraus verallgemeinernd nicht schon ich setzt, sondern dem allgemeinen ein derartiges ich-gepräge gibt, daß das allgemeine sich zumindest zum teil darin wiedererkennt.
(ich fürchte, ich bin jetzt in der mengenlehre...)

albannikolaiherbst - 28. Mär, 17:56

Es h e i ß t "projezieren". Tatsächlich.

Die i-Form ist eine Verschluderung. Adorno schreibt noch ausschließlich projezieren, schon weil das Verb auf diese Weise die Erinnerung an seinen Ursprung bewahrt: voraus-werfen (wenn nicht sogar : v o r -werfen; irgendwo hin, wo es auftrifft, ohne überhaupt bereits dazusein... um mir dieses kleine Spielchen einmal zu erlauben).

Ich bin nicht an einer A b k e h r von der Subjektivität interessiert, sondern n u r die Subjektivität ist mir schlicht zu onanistisch; ich halte sie für ein Parzellchen des Allgemeinen (jaja, Mengenlehre)... und war einfach zu oft in den Dritten Welt, um etwa Armut für (m)ein Innenbild zu halten. Wenn Armut aber ni c h t objektiv sein soll, was könnte sie d a n n sein? Mara, Schein, wie einige Buddhisten glauben? Für unsere Erkenntnisvermögen bleibt sie sicherlich subjektiv (es sei denn , sie faßt uns selbst und die unsren, etwa das eigene Kind), aber doch auch gilt Ernst Bloch: "Lauschst du nach innen, hörst du das Außen." Und ob sich tatsächlich ein Shinto im Europäischen Eigenen auch nur teilweise wiedererkennt, möchte ich nach meinen Tokyo-Erfahrungen tief bezweifeln. Gleiches gilt selbstverständlich auch umgekehrt.

Ich hatte vor Jahren - zur Zeit der Wolpertinger-Entstehung, als ich allwöchentlich aus den jeweils fertigen Kapiteln vor einer mal größeren, mal kleineren Gruppe las -eine Auseinandersetzung mit einem höchst semiotisch Bewegten, der prompt den hübschen Satz von sich gab: "Die Welt ist ein Text." Daraufhin schoß ich spontan hoch, sprang den Burschen an, nahm ihn in die Armzange und warf ihn mit einem gedrehten Judowurf hart zu Boden. Es tat ihm sehr weh, aber das war ja nicht schlimm. Denn, so kommentierte ich vor den verschreckten und entsetzen universitären Leerköpfen: "Der Schmerz ist ein Text. Du mußt ihn nur durchstreichen und einen neuen drüberschreiben."
Ein Hinweis auf die reine Subjektivität von Auschwitz dürfte sich wohl erübrigen.
parallalie - 28. Mär, 18:48

abgesehen davon, daß es auch eine scheinbar objektive auschwitz-begründung gibt, die mir in den gedärmen unruhe und und in den verdauungswegen magenaufwärts brechreiz provoziert (ganz zu schweigen von haß und agression gegen diejenigen, die solches hervorgebracht und realisiert haben : und ich meine AUCH die deutschen : der SCHMERZ ist kein text! : er schreibt ins bewußtsein : eine schuld : von der wir nur eine vage ahnung haben!) --- aber: kann es tatsächlich eine subjektivität geben, die keine außenwelt kennt?

warum wird aus werfen wurf? aus sehen sicht? aus hören horch!? aus riechen geruch? warum kann aus projektion nicht projizieren werden? ich sehe keine semantischen verdrehungen und verfälschungen!

p.s. ich will mich jedoch bedanken für den bloch-satz!!!

p.p.s. daß Sie die subjektivität nur für ein "parzellchen" halten, glaube ich nicht!

p.p.p.s. Ihre antwort läßt mich nicht los! sie haben die armut der dritten welt erlebt. ich habe die armut der ersten welt erlebt! und ich kann nicht akzeptieren, daß Sie auschwitz in EINEN zusammenhang mit meinem kommentar bringen!
albannikolaiherbst - 28. Mär, 20:28

Zum p.p.p.s.:

Verstehen Sie bitte: Es ist m e i n e Subjektivität, die diesen Zusammenhang herstellt, und zwar ständig, seit ich Kind bin. Subjektiv sind für mich die Zusammenhänge schon dann da, wenn jemand, ohne nachzufragen, irgend einer Anweisung folgt... und zwar egal, ob es sich um die Straßenverkehrsordnung, ein Schwimmbad-Regularium oder eben eine polizeiliche Anweisung handelt. In dem Moment, in dem ich folge, ohne eine Sache bis ins letzte eingesehen zu haben, und zwar in beiderlei Wortsinn, stellt sich mir der Zusammenhang fast quälend her. - Soviel zum Subjektivismus, über den ich mir gerade klar werde... so weitgehend, daß ich von derartigen biseilen aanfallsartigen Zornanfällen endlich loskomme... - was einer wenn auch nur angenommenen Objektivität zu danken ist, die etwas von Verhältnismäßigkeiten versteht.
parallalie - 28. Mär, 21:45

wahrscheinlich begreifen Sie nicht, wie sehr ich verstehe, was Sie meinen. Sie müssen aber auch verstehen, daß das, was ich meine, nicht darauf abzielt, was Sie zu verstehen meinen. es ist bewußt so formuliert, daß es vertrackt klingt, denn es ist vertrackt. bei Ihnen, bei mir. mit wahrscheinlich entgegengesetzten vorzeichen.
die objekte und deren objektivität sind keine orte meiner vergangenheit, sondern befinden sich dort, wo sie sich mit der ich-welt treffen, so wie sie mir anheimgegeben wurde.
insofern bin ich ein solipsist, ohne daß dabei ein bitterer beigeschmack wäre.

p.s. mich störte einfach nur die unbegründete "diskriminierung" Stirners, der doch immerhin ein Ich setzt, wo keines war. Sie sollten andernfalls Ihren analytiker aufgeben... (d.h., sofern Sie dem solipsismus wirklich entgegenstehen).
albannikolaiherbst - 28. Mär, 21:53

Oh, jetzt verstanden S i e mich miß!

Mir wäre es gar nicht m ö g l i c h, Stirner zu diskriminieren, geschweige müßte ihn so etwas scheren. Allein, daß er - der stets Vergessene- einem bei solchen kleinen Diskussionen immer wieder einfällt, zeugt von seiner - Objektivität.
TheSource - 29. Mär, 09:12

Erbarmen

mit dem Schöpfer.

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Dann, aus einem Brief 1996: "Haben nicht die Meister der Welten ihre kleinen Dolche zerborchen, als sie des Höchsten Auge öffnen wollten, ihn von seiner Pein zu befreien? Dies ist der Palast der Trauer und Verstehen ist sein Name".

(Nachtrag: Es war 1994, habe nachgesehen und es eingestellt)

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